
Kurinuki - Gefäße aus Ton gehauen
Es ist das Unperfekte und die Möglichkeit mit jeder Drehung am Gefäß etwas neues zu entdecken. Wir bleiben unterhalten und bekommen neuen Input - ein anderer Lichteinfall, ein neuer Eindruck. Die Technik des Kurinuki ist nicht nur für unser hungriges Gehirn Nährstoff, auch unsere Hände bekommen was zu spüren! Jede Kante, Ecke, Fläche ist ein Erlebnis für die Fingerspitzen und das ist es, was Kurinuki so wertvoll macht.
Was ist Kurinuki?
Kurinuki (刳り貫き) bedeutet wörtlich 'heraushöhlen' oder 'ausschnitzen'. Anders als beim Drehen an der Töpferscheibe beginnt man hier mit einem massiven Tonblock, aus dem das gewünschte Objekt - etwa eine Teeschale, Vase oder Skulptur - herausgearbeitet wird. Die Form entsteht durch intuitives Schneiden, Kratzen, Schnitzen und Aushöhlen.
Das Ergebnis? Unikate mit Charakter. Grob, asymmetrisch, manchmal rau - aber voller Tiefe, Ausdruck und spürbarer Handarbeit.

Ein Blick in die Geschichte
Die Wurzeln der Kurinuki-Technik lassen sich bis in die japanische Frühgeschichte zurückverfolgen. Bereits in der Jōmon-Zeit (ca. 14.000-300 v. Chr.) entstanden erste handgeformte, ausgehöhlte Keramiken - oft mit reicher Textur und ornamentaler Oberfläche. Zwar wurde der Begriff 'Kurinuki' erst später geprägt, doch das Prinzip, aus einem festen Tonblock durch Aushöhlung ein Gefäß zu formen, war schon früh verbreitet.
Während der Edo-Zeit (1603-1868) wurde Kurinuki bewusster als gestalterisches Mittel in der Teekeramik eingesetzt - im Geist der Wabi-Sabi-Ästhetik, die das Unperfekte und Flüchtige ehrt. Besonders im Kontext der japanischen Teezeremonie entstanden Teeschalen (Chawan), die nicht durch Perfektion, sondern durch ihre Präsenz und Persönlichkeit wirkten.







Kurinuki heute - auch in Europa
Lange war Kurinuki fast ausschließlich in Japan verbreitet - als Teil der traditionellen, meist handwerklich und rituell geprägten Keramikkultur. Doch seit den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren findet die Technik auch im Westen zunehmende Beachtung.
Durch die globale Vernetzung, Social Media und die Rückbesinnung auf Handarbeit, Achtsamkeit und Slow Craft wächst das Interesse an Kurinuki stetig - besonders unter KeramikerInnen in Europa, die eine Alternative zum formalen Drehscheiben-Stil suchen.
Heute wird Kurinuki in vielen Töpferkursen unterrichtet - und nicht selten als meditative oder intuitive Technik präsentiert, bei der der Schaffensprozess wichtiger ist als das Ergebnis.
Ob minimalistisch, wild, archaisch oder poetisch - Kurinuki kennt keine festen Regeln.

Die Ästhetik des Unperfekten
Kurinuki ist eng verbunden mit dem japanischen Schönheitsideal des Wabi-Sabi: die Wertschätzung von Vergänglichkeit, Einfachheit und Unvollkommenheit. Ein schiefer Rand, eine eingerissene Textur oder unregelmäßige Wandstärken sind hier kein Makel, sondern Teil der Geschichte des Objekts. Sie zeigen: Hier hat kein Computer, keine Maschine gearbeitet - sondern ein Mensch mit Gefühl, Geduld und Gespür.
Warum Kurinuki heute fasziniert
In einer zunehmend digitalen Welt sehnen sich viele nach dem Ursprünglichen - nach Dingen, die man spüren, formen, begreifen kann. Kurinuki bietet genau das: einen Moment der Entschleunigung, eine Rückkehr zur Intuition. Man braucht keine Töpferscheibe, nur Hände, Ton und ein paar einfache Werkzeuge.
Für uns von Keramik-Kartell.de ist Kurinuki heute mehr als nur eine Technik - es ist eine künstlerische Haltung. Eine Einladung, Kontrolle loszulassen, Fehler zuzulassen und Schönheit im Prozess zu entdecken. Wir fertigen in Handarbeit Kurinuki-Keramiken in dein zu Hause.
Kurinuki ist eine Einladung, Dinge entstehen zu lassen statt sie zu erzwingen. Und vielleicht - ganz nebenbei - sich selbst ein Stück näherzukommen.
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