Der Unterschied zwischen Porzellan und Keramik
Der Ton macht die Keramik
Wir werden immer wieder gefragt, wo denn der Unterschied zwischen Keramik und Porzellan ist und wollen euch diese Frage gern beantworten. Dafür müssen wir aber ein bisschen ausholen und den Ursprüngen beider Materialen auf den Grund gehen.
Fangen wir bei der Keramik an. Keramik wird aus Ton gefertigt und entsteht, wenn dieser bei mehr als 1000 °C gebrannt wird. Ton ist also der Werkstoff, aber was ist eigentlich Ton?
Woher kommt der Ton?
Bei Ton handelt es sich um verwittertes Gestein, er ist somit ein anorganisches (nicht-biologisches) Material. Gebirge und Gebirgszüge, die sich vor Jahrmillionen gebildet haben, wurden von Wind, Eis, Wasser und anderen äußeren jahreszeitlichen Einflüssen abgetragen. Dabei haben sich im Laufe der Zeit Sand, Kies und eben Ton gebildet. Die Tonpartikel sind übrigens kleiner als 2 µM (= 0.000002 cm) und sehen unter einem Mikroskop aus wie Schuppen bzw. Plättchen.
Man kann sich problemlos vorstellen, dass Ton ein diffuses Material ist und keinesfalls ein „sortenreiner“ Werkstoff ist. Beim Verrotten werden verschiedenste Gesteinsverbindungen aufgelöst und neu vermengt. So treffen Schichtsilikate wie Kaolinit und Illit auf Quarz und Kalzit und bilden das, was wir als Ton verstehen. Über die Jahrmillionen werden auch metallische Verbindungen, die Oxide, eingelagert. Die unterschiedlichen Färbungen kommen durch diese Einlagerungen zu Stande. Roter Ton enthält viel Eisen, er ist im Prinzip verrostet. Schwarzer Ton enthält viel Mangan - auch bekannt als Braunstein. Keine Sorge, beim Brennen wird das Mangan fest in der Keramik gebunden und so nicht bedenklich.
Quarz - Dem Unterschied zwischen Porzellan und Keramik auf der Spur!
Die Brenntemperatur von Keramik liegt bei bis zu 1300 °C, wobei man aber in zwei Ober-Kategorien unterscheidet. Das niedrig gebrannte Iridengut (Steingut und Raku-Keramik) und das hochgebrannte Sintergut (Steinzeug und Porzellan). Bei einer Brenntemperatur von bis zu 1100 °C redet man in der Keramik von Steingut. Diese Keramiken zeichnen sich durch prächtige Farben aus, haben jedoch den Nachteil, nicht wasserdicht zu sein. Für die meiste dekorative Keramik ist die Wasserdichtigkeit nicht von Interesse.
Bei Vasen hingegen und vor allem bei Gebrauchskeramik ist dies ein wichtiges Kriterium. Wer mag es schon, wenn beim Frühstück die Tasse den kostbaren Kaffee verliert? Der Grund dafür ist das im Ton enthaltene Quarz, denn es schmilzt erst bei mehr als 1100 °C aus. Auf diesem Wege verdichtet Quarz die Keramik von innen heraus, oder eben nicht.
Die zweite Brennstufe der Keramik ist ab 1100 °C bis 1300 °C zu finden. Hier spricht man von Steinzeug-Keramik. Die Gebrauchskeramik aus Steinzeug zeichnet sich durch ehr erdige Farben aus. Der Klang dieser Keramik erinnert an Bronzeglocken. Im Gegensatz zu Steingut ist Steinzeug absolut wasserdicht, denn das im Ton enthaltene Quarz konnte ausschmelzen.
Porzellan - Das weiße Gold
Jetzt zum Porzellan. Sehr selten kommt es vor, dass Ton sortenrein verwittert und wenn dieser dann noch aus Kaolin besteht, entsteht Porzellanerde. Diese ist als schneeweißer Stich die reinste und hochwertigste Form des Tons. Ihr merkt schon, Porzellan besteht aus Ton. Wo ist jetzt der Unterschied zwischen Keramik und Porzellan?
Was ist denn jetzt der Unterschied zwischen Porzellan und Keramik!
Porzellan besitzt einen sehr geringen Anteil an Fremdstoffen und besteht fast ausschließlich aus Kaolin und Quarz. Die Anteile liegen in etwa bei 50 % Kaolin, 25 % Quarz und 25 % Feldspat. In der Porzellanerde ist der Quarzanteil mit einem Viertel besonders hoch und verleiht dem Porzellan seine besonderen Eigenschaften. Zum Vergleich, in keramischen Ton (wie bei der Gebrauchskeramik) ist der Quarzanteil mit mit in etwa 10 % deutlich geringer. Das Quarz ist wie ein Austauschstoff im Ton und streckt den Gesteinsanteil - die gebrannte Masse wird durchsichtig. Daran erkennt man auch hochwertiges Porzellan: Es ist durchscheinend, fast wie milchiges Glas. Genau dafür sorgt das Quarz, es wird nämlich zu Glas! Um Unterschied zu Keramik kann Porzellan bei Temperaturen von bis zu 1500 °C gebrannt werden. Bei diesen Temperaturen schmilzt das Glas (=Quarz) im Ton vollständig aus und wird durchsichtig. Umso höher Ton gebrannt wird, um so widerstandsfähiger ist er. Während Steingut relativ empfindlich gegenüben Besteck ist, stört es Steinzeug und vor allem Porzellan kaum. Selbst Säuren (Essigsäure im Salat, Zitrone im Tee) können Steinzeug und Porzellan nichts anhaben.
Porzellan verarbeiten - die Königsdisziplin
Wenn Porzellan und Keramik nun fast das Gleiche sind, warum kostet Porzellan so viel mehr? Die Verarbeitung ist das Problem. Keramischer Ton ist relativ einfach zu handhaben und die meisten von uns hatten mit ihm in der Grundschule Berührungspunkte. Porzellan ist hier gänzlich anders. Die Konsistenz und Beschaffenheit ist eine eigentümliche Kreuzung aus Kaugummi und Zahnpasta. Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Masse nicht bzw. sehr schwer auf der Drehscheibe zu verarbeiten ist. Aufgebaute, figürliche Arbeiten wie bei der dekorativen Keramik, sind mit Porzellan nicht möglich. Das Geheimnis liegt darin, dass man Porzellan gießt. Es wird eine dickflüssige Masse angesetzt und in die entsprechenden Gipsformen gegossen. Nach einer Weile gießt man die Masse wieder aus und am Rand bleibt ein ca. 5 mm dickes Schicht Porzellan zurück - das Geheimnis der Massenfertigung. Massenfertigung und dann teuer? Damit Porzellan durchscheinend wird, benötigt man eine Dicke von maximal 3 mm und genau hier, trennt sich die sprichwörtliche Spreu vom Weizen! Bei so dünnen Wandstärken fallen die Wände gern in sich zusammen oder reißen beim Trocknen (weil nicht genug Material vorhanden ist) durch die Schrundung.
Das ist die hohe Kunst der Porzellanverarbeitung und dieses Handwerk kostet, denn es braucht Jahrzehnte der Übung.
Der Unterschied zwischen Porzellan und Keramik liegt also in der Brenntemperatur! Diese kann, aufgrund des hohen Quarzanteils in der reinen Porzellenerde, besonders hoch gewählt werden. Dadurch werden die Keramiken zum einen sehr robust gegenüber der Nutzung, zum anderen milchig durchscheinend.