Wie kommt das Raku an die handgemachte Matcha-Schale?

Tee ist nicht gleich Tee und so ist auch bei Matcha-Schalen. In einem ist man sich aber einig, guter Matcha Tee braucht handgemachte Raku Matcha-Schalen. Aber was ist Matcha und warum sind handgemachte Raku Matcha-Schalen eigentlich die Besten? Genau wie Matcha kommt Raku aus dem fernasiatischen Raum und hat eine lange Tradition, endlich kommen beide auch bei uns im alten Europa an!

Was ist Matcha?

Kurz gesagt: Gemahlener grüner Tee. Jedoch ein recht besonderer und so einfach ist das nicht mit dem Matcha. Wie auch beim grünen bzw. schwarzen Tee werden die Blätter der echten Teepflanze (Camellia sinensis) verwendet. Das besondere ist beim Matcha, dass die Blätter vor der Ernte für ca. 4 Wochen mit Bambusmatten beschattet werden. Matcha gehört damit zu den Schattentees. Durch diesen Schritt verändert sich der Geschmack und das Aussehen der Blätter, denn die Pflanze lagert mehr Chlorophyll ein. Dies führt zu einem feinen, frischen, leicht süßlichen Geschmack der Blätter.

Nach der Ernte werden die Blätter gedämpft und getrocknet. Der Tee ist, wenn man so will, bereits einmal vorgekocht. Nach dem Entfernen der groben Blattteile aus den getrockneten Blättern wird der Tee in traditionellen japanischen Granitsteinmühlen fein gemahlen. Herbei gilt: je feiner, desto besser! Die giftgrüne Farbe ist übrigens ein Qualitätsmerkmal und verblasst recht schnell bei falscher Lagerung bzw. bleicht über die Zeit aus. Es ist nicht verwunderlich, dass Matcha ähnlich positive Eigenschaften wie grünem Tee nachgesagt werden - es ist schließlich dieselbe Pflanzenart. Neben dem wohlbekannten Koffein als Wachmacher soll Matcha vor Krebs oder Diabetes schützen. Wissenschaftlichen Studien fehlen dazu, aber sagen wie es mal so: Die durchschnittliche Lebenserwartung der Japaner lag 2016 bei 85 Jahren. Zum Vergleich: In Deutschland lag sie 2016 bei 80 Jahren und wir liegen damit international auf einem mittleren 33. Platz (Japan auf Platz 2!).

grüner Tee Teepflanze
altes japanisches paar in kyoto
grüner Matcha Tee mit Matcha Besen

Geschmacklich erstklassig, ungern exportiert

Matcha-Tee schmeckt lieblich-süß und ist sehr bekömmlich. Durch den hohen Anteil an Antioxidantien und Carotine sowie die Vitamine A, B, C und E ist Matcha in Japan eines der beliebtesten Formen, die Blätter der echten Teepflanze zu genießen. Kaum verwunderlich, dass Matcha den Weg nach Europa gefunden hat. Mittlerweile wird er nicht mehr nur in Japan produziert (die Chinesen sin in die Produktion eingestiegen), jedoch kommt der beste Matcha nach wie vor aus Japan. Der mitunter stolze Preis des Matcha-Pulvers lässt sich mit dem Produktionsengpass erklären: Es wissen einfach nicht mehr viele japanische Teebauern, wie man gutes Matcha-Pulver herstellt. Das wenige der guten Blätter was denn noch hergestellt wird, konsumiert die Teetrinkernation Japan am liebsten selbst. Zum Vergleich, 2019 wurden in Japan 82‘000 Tonnen grüner Tee produziert, dem stehen 3.5 Tonnen Matcha gegenüber!

Die Wissenschaft der handgemachten Raku Matcha-Schale

Das Matcha-Pulver wird in Matcha-Schalen mit heißem Wasser (nicht über 80 °C!) aufgegossen und mit einem Bambusbesen, dem Cha-sen, zu einem schaumigen Getränk geschlagen - so weit, so gut. Locker aus dem Handgelenk und nur an der Oberfläche! Jetzt kommt die Matcha-Schale ins Spiel.

Ihre innere Form und die Höhe des Randes sind dabei entscheidend, denn guter Matcha bildet eine große Schaumkrone und diese ist das Qualitätsmerkmal schlecht hin. Bei der Herstellung von Matcha-Schalen wird deshalb darauf geachtet, dass sich eine große Schaumkrone bilden kann und der Boden gleichmäßig ist. Auch der Geruch spielt eine Rolle beim Genuss von Matcha-Tee. Durch die besondere Form der Matcha-Schalen, nämlich eher weit als hoch, kann sich der Geruch des frisch aufgeschlagenen Tees besonders gut entfalten.

Traditionell trinkt man den Matcha währen der japanischen Teezeremonie aus handgemachten Raku Matcha-Schalen.

Matcha und seine Geschichte

Matcha hat seinen Ursprung im Land des Tees, China. Die Forscher und Historiker gehen davon aus, dass Matcha wahrscheinlich im 6. Jahrhundert entwickelt und im 11. Jahrhundert von Mönchen nach Japan exportiert wurde. Während Matcha in China im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geraten ist, wurde Matcha in die japanische Teezeremonie eingebunden.

Der japanische Teemeister Sen no Rikyu verfeinerte im 16. Jahrhundert diese Tradition und brachte Raku mit ins Spiel. So etwas Besonderes wie der Matcha braucht eine besondere Matcha-Schale, denn in Japan war es bis dorthin üblich, eine Teeschale zu haben und aus dieser die verschiedenen Teesorten zu trinken. Ein Graus für den Philosoph und Feingeist Sen no Rikyu. Wir haben euch übrigens die verschiedenen japanischen Teeschalen in einem Blogbeitrag zusammengestellt, die damals bis heute in Japan üblich waren und noch bis heute sind.

 

Raku = Freude

Das Raku ist eine besondere Brenntechnik und die Geschichte des Raku ist spannend wie kurios. Beim Raku wird bei über 1000 °C der Ofen geöffnet und heißen, gelbglühenden Keramiken in organisches Material platziert. Man kann sich denken, dass es eine feurige Angelegenheit ist und nicht ganz ungefährlich dazu. Durch den rapiden Temperatursturz reißt die Glasur auf der Oberfläche der Keramik ein und der Ruß des Feuers färbt die Risse rabenschwarz ein. Das so entstandene Craquelé war es, was Sen no Rikyu so fasziniert hat. Wir haben übrigens in einem früheren Beitrag die Basics des Raku für euch zusammengestellt.

Frau während einer japanischen Teezeremonie

Raku gehört zu Matcha und schließlich wurden Raku Matcha-Schalen die einzigen, die verwendet werden sollten bei der Teezeremonie. Damit nicht genug, denn bei der klassischen japanischen Teezeremonie wird jede handgemachte Raku Matcha-Schale nur einmal verwendet. Man kann sich denken, dass dies zu Problemen führt - unter Anderem eine Knappheit bei Raku-Keramik. Weit gefehlt, hier zeigt sich der japanische Grundgedanke der Wertschätzung. Denn so viele Arbeitsschritte die für die Herstellung von echtem Matcha-Tee notwendig sind müssen gewürdigt werden. Dafür werden demnach spezielle Gefäße verwendet. Die Raku Matcha-Schale war geboren und hat ihre Daseinsberechtigung seitdem (im japanischen) nicht verloren. Sen no Rikyu hat dies sogar in seinen Gedichten zum Tee-Weg festhalten und beschreibt, wie Matcha richtig zubereitet und vor allem genossen werden muss.

Selbstverständlich ist es für uns Europäer undenkbar bei jeder Teezeremonie eine neue Raku Matcha-Schale zu kaufen. Jedoch sollte jeder Matcha-Liebhaber mindestens eine handgemachte Raku Matcha-Schale sein Eigen nennen können. Es gehört zum Matcha-Genuss einfach dazu. Dieser Genuss war übrigens im alten Japan nur der elitären Elite rund um die kaiserliche Familie vorbehalten. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Matcha und Raku gehören zusammen

Nachdem Raku in den 1960ern den Weg nach Europa gefunden hat, hat es sich etwas verändert und ist Salonfähig geworden. Es werden mittlerweile neben den Raku Matcha-Schalen auch ganze Geschirrsets und selbstverständlich auch Keramik-Deko gefertigt. Gefährlich ist Raku in der Herstellung jedoch noch immer, seinen Reiz hat es jedoch nicht verloren.

Nachdem sich Raku von Matcha gelöst hat (oder umgekehrt) erlebt die Bindung der beiden alten japanischen Techniken ein Aufblühen. Weg von der Massenware, hin zu handgemachten Matcha-Schalen. Die diebische Freude ist es wohl, welche die Matcha-Liebhaber dazu bringt sich eine eigene Raku Matcha-Schale zuzulegen. Denn man hat ein handgemachtes Unikat in den Händen, in dem viel Arbeit und ein bisschen Gefahr steckt. Genau das Richtige um Matcha, den Koffeinkick, zu genießen.